Teilnehmer: Mirian, Norbert
Strecke: Cabane de Chanrion - Fenêtre Durand - Balme - Cabane Champillon
Karte: Cervino Matterhorn e Monte Rosa, Istituto Geografico Centrale (IGC), 1:50.000
Übernachtung: Cabane Champillon
Bewertung: ****
Kosten für Übernachtung mit Halbpension: 34.00€ (pro Person) plus 2€ für die Dusche
Heute waren wir, trotz der schlimmen Nacht, früh auf den Beinen. Natürlich nicht so früh wie die anderen. Um ca. 6:00 klingelten synchron alle Wecker in unserem Schlafraum, hektisches Rascheln trat ein und um 7:00, als wir aufstanden, war der Schlafraum komplett leer. Es handelte sich wohl wieder um eine organisierte Hochalpingruppe die Punkt 7:00 das Haus verließ. Vom Schlafzimmerfenster aus konnte ich die Gruppe noch beobachten, die sich wie ein Schlange den Berg hocharbeitete.
Das Frühstück war sehr spartanisch. Es gab ein wenig Zwieback, Margarine und Marmelade, leider keinen Käse und keine Butter. Ich finde es immer wieder spannend, wie in den verschiedenen Ländern gefrühstückt wird. In Norditalien, das wir am gleichen Tage noch erreichen werden, ist es üblich, dass man zum Frühstück zwiebackartiges Brot mit ein wenig Margarine und Marmelade erhält.
Am Vorabend bin ich, auf die Fotoapparate der anderen Gäste schielend, durchs Haus gelaufen. Ich kam mir irgendwie komisch vor und konnte es so grade noch unterdrücken, den Gästen zu erklären, dass ich es nicht auf ihre Kameras abgesehen hatte, sondern nur dieses vermalledeite Ladegräte bräuchte, um meine Kamera wieder aufzuladen. Meine Canon sollte doch sicher ein gängiges Gerät sein, aber leider Fehlanzeige...
Eckpunkte der heutigen Tour
Um 8:00 verließen wir gemeinsam mit der katalanischen Familie das Haus. Sie waren als erfahrene Hochgebirgler schnelle auf den Beinen, so dass wir sie erst später wieder trafen. Heute sollten wir die nächste und letzte Ländergrenze auf unserem Weg nach Rom überschreiten, heute sollten wir Italien erreichen. Von der Hütte aus sahen wir bereits die ersten italienischen Bergrücken. Im ersten Teil dieser Tagesetappe stiegen wir hinab in das Tal von La Barme um dann den Bergrücken Richtung "Fenêtre Durand" zu ersteigen. Der Pfad zu diesem Pass auf knapp 2.800 Meter Höhe war im ersten Teil eingebettet in liebliche Wiesen, im letzten Drittel aber wieder sehr karstig. Vom Glacier de Durand ist leider nur noch die Schuttmoräne übrig geblieben.
Ich habe übrigens an diesem Wochenende gelesen, dass die Gletscherschmelze in den Alpen in den letzten 10 Jahren nicht weiter vorangeschritten ist. Das heißt, die Gletscher befinden sich im gleichen Status, wie um Jahr 2002. Ich finde, das hört sich doch ein wenig ermutigend an...
Vom "Fenêtre Durand" stiegen wir auf einem gemäßigt absteigendem Weg Richtung Alpes des Thoules hinab, vorbei am Lac de Fenêtre.
Interessant ist, dass in diesem Teil von Italien, wie es die Namen der Orte und Seen bereits verraten, französisch gesprochen wird und die Kinder zweisprachig aufwachsen. Da hängt wohl damit zusammen, dass diese Region, ähnlich wie das Elsaß, mehrfach zwischen Frankreich und Italien gewechselt ist. (Der Elsaß natürlich zwischen Frankreich und Deutschland).
Die Strecke vom Cabane de Chanrion zum Cabane Champillon ist relativ lang, weist aber ab Balme kaum Steigungen auf, sie verläuft fast auf gleicher Höhe. Auch hier trafen wir wieder auf Suonen, Wasserleitungen die Alpines Quellwasser in die Ortschaften befördert. Die Italienischen Alpen wurden immer grüner und wir hatten wieder das Gefühl uns im Wald zu befinden. So gegen späten Nachmittag ersehnten wir nach einem langen Tag die Unterkunft um etwas zu Rasten und eine gute Speise zu uns zu nehmen. Außerdem hatten wir, zumindest meine Frau, das Bedürfnis nach einer ausgiebigen Körperwäsche, da die Hütte in Chanrion über keine Dusche verfügte. Nach jeder Wegbiegung hielten wir Ausschau nach der Hütte. Als wir sie erblickten, entschieden wir uns ca. 500 Meter vor dem ersehnten Ziel, uns in einer Senke eines Bachlaufs zu waschen bzw. zu baden. Nach anfänglichem Zögern, uns hier nackt zu präsentieren, hatte ich doch gehörigen Spaß an dieser Erfrischung. Also genossen wir das Bad, zogen gemächlich Richtung Hütte, um dann festzustellen, das die gar nicht die erhoffte Hütte ist. Zu unserer Hütte mussten wir noch ca. 400 Höhenmeter aufsteigen. Das war so richtig gemein. Man stellt sich nach einem langen Tag darauf ein in Kürze in die Hütte einzutreten um ein Essen serviert zu bekommen und erfährt dann, nein, nein, kein Feierabend, erst einmal schön 400 Höhenmeter den Berg hochsteigen...
Mirian war am Ende Ihrer Kraft und sichtlich demotiviert, aber was soll es, welche Alternative hatten wir? Für diese Hütte hat es sich aber gelohnt. Sie wurde 2005 errichtet, um den Bergwanderern auf der "Tour de Combins" den Abstieg nach Ollomont (1356 m) zu ersparen, den sie am nächsten Tag gleich wieder hätten aufsteigen müssen. Italien hat einfach Lebens- und Esskultur. Was bekommt man in der Hütte gleich nach dem Eintritt? Ist doch klar, ein frisch aufgebrühte Tasse "Expresso". Viva Italia...
Wir trafen hier auch unsere katalanische Familie wieder. Wir haben wieder zusammen Abend gegessen und viel Spaß gehabt. Sie hatten mehr Betten gebucht, die sie nach krankheitsbedingtem Abbruch eines Freundes nicht mehr benötigten und die wie jetzt nutzen konnten. Angenehm auffallend auch der Ton in der ersten italienischen Hütte, mediterrane Lässigkeit statt kasernenhofartiger Organisation und Demutsgesten...
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