Donnerstag, 24. Juli 2008

Route 16: Von Kestert nach St. Goarshausen

Datum: 24. Juli 2008
Teilnehmer: Norbert, Ute
Strecke: Kestert - St. Goarshausen (Rheinsteig)
Länge: 12,4 km
Höhenmeter: 780 m
Karte: Rheinsteig, 1:50000, Landesamt für Vermessung und Geoinformation Rheinland-Pfalz
Anreise: Mit dem PKW nach Kestert

Übernachtung:
Pension Lauer
Rheinstr. 19
St. Goarshausen
Tel.: 06771-1526
Kosten: 45€ für 2 Personen incl. Frühstück
Bewertung: ***

Mit der ersten mehrtägigen Wanderung die wir heute beginnen sollten, haben wir ein neue Phase unserer Wandertour eingeleitet. Die mittlerweile doch sehr aufwendigen Hin- und Rückfahrten für unsere eintägigen Wanderungen standen nicht mehr so recht in Relation zu der Zeit, die wir fürs Wandern nutzen konnten.

Heute also der erste Tag mit Übernachtung!

Von Kestert aus wanderten wir recht stramm den Berg hinauf um dann weiter über enge felsige Wege das tolle Farbspektrum aus blauen Himmel, weißen Schäfchenwolken und dem saftigen Grün der Krüppeleichen, die sich an den felsigen Boden angepasst haben, zu genießen.


Jetzt im Februar 2009, da ich den Blog ein wenig um Text ergänze und mir die Bilder noch mal anschaue, erscheint es mir sehr wunderlich, dass die Natur im Frühjahr und Sommer solch eine Farbintensität haben kann.


Ute gelang folgendes Bild von mir, das sie viel Nerven gekostet hat, da sie befürchtete, ich könnte einen weiteren Schritt nach hinten wagen. Auch die Erklärung, dass Menschen meines Geschlechts, die Herausforderung suchen und benötigen, schien sie nicht ernsthaft zu überzeugen.

;-)))

Mir jedenfalls gefällt das Photo...

An diesem Teilstück des Rheinsteigs laufen wir ein Stück die Pulsbachklamm entlang, die aber zumindest im oberen Teil, den wir begehen, nicht so spektakulär ist. Weiter dann über ein Teilstück an dem auf Schautafeln gezeigt wird, wie mühsam die Menschen in den letzten Jahrhunderten hier in dieser Region Bergbau betrieben haben. Abenteuerliche Pfade, tolle Aussichten auch in der nächsten Etappe über den Wellmicher Weinbergen.

An diesem heißen Sommertag drückte sich das doch sehr schwüle Klima im mittleren Oberrheintal bei uns durch erhöhte Schweißproduktion aus. Dieser geografisch kleine Teilbereich in Deutschland besitzt nachgewiesermaßen ein, für Deutschland untypisch, subtropisches Klima. Hier sollen Orchideen uns sonstige mediterrane Pflanzen wachsen, die ich allerdings so nicht erkennen konnte. Sogar Smaragdeidechsen sollen hier, laut Reiseführer, über die warmen Steine huschen. Der ehemalige Winzer Hr. Lauer, bei dem wir in seiner Pension in Goarshausen übernachtet haben und der sein Leben lang in der Weinbergen gearbeitet hat, erzählte uns, dass er diese farblich brillianten Tiere in seiner 40-jährigen Laufbahn zwei mal gesehen hat...

Oben in den Wäldern und Weinbergen ist es klasse. Unten in den Dörfer direkt am Rhein ist die drückende Schwüle Luft schon sehr gewöhnungsbedürftig. Mein Einruck ist, dass es vielen dieser Dörfern auch nicht gut geht. Man sieht viele verfallene oder wenig gepflegte Häuser. Die Bewohner, die es sich leisten können, ziehen nach oben auf die Anhöhe zum oberen Mittelrheintal.

Ein weiteres Problem für die Menschen unten in den Dörfern direkt am Rhein ist der Bahnverkehr. Der verläuft auf beiden Seiten des Rheins und das mit hoher Frequenz. Es ist eine der Hauptrouten der Deutschen Bahn auf der Nord-Süd-Achse. Da aber das Tal teilweise sehr eng ist und oft nur für 2-3 Häuserreihen platz bietet verlaufen die Bahngleise oft direkt durchs Zentrum der alten Weindörfer. In den letzten Jahren wurde dieses Infrastrukturproblem durch die Privatisierung der Bahn und der Zulassung von weiteren Privatanbietern, die sich mit schweren Dieselloks auf dem Netz der Deutschen Bahn durchs Rheintal bewegen.

Im Anschluss an das Wellmicher Tal treffen wir auf die Burg Maus. Dieser Burg ist eine Falknerei angeschlossen. In einer Kurve des Rheinsteigs konnten wir an diesem schönen Tag aus ca. 30m Entfernung diese Führung beobachten. Ein ehemaliger Bundeswehroffizier, nun in Rente, führt diese Greifvogelschau vor und zwar in dem Kasernenhofton, den er in seiner aktiven Berufslaufbahn gelernt hat.

Kinder, die nicht 100% konzentriert sind werden angeraunzt, auf die Vögel eingeschrieen damit diese die von ihm gewünschte steile Einflugschneise, kurz über den Köpfen der Teilnehmer, nutzen. Ein Selbstdarstellung per exellence, die mit Vogelkunde und Naturbelassenheit wenig zu tun hat.

Mein Empfehlung: Sparen Sie sich den Eintritt!

In St. Goarshausen hatten wir bereits im Vorfeld ein Zimmer in der Pension Lauer reservieren lassen. Eine nette kleine Pension in der Altstadt von St. Goarshausen. Geführt wird diese, wie schon oben erwähnt, von einem Weinbauer im Ruhestand. In dieser Pension wohnt auch eine sehr nette Mieterin, die nach dem Tod ihres Mannes von Wuppertal nach St. Goarshausen gezogen ist. Im Flur vor Ihrer Wohnung stellt sie eine Reihe von Büchern aus, die sich die Gäste der Pension von ihr leihen können. Eine sehr nette Anregung, sich im Kurzurlaub hier auch mit Kultur auseinanderzusetzten. Die Frage nach ihrem ehemaligen Beruf wurde erwartungsgemäß beantwortet: Buchhändlerin

Wir kamen mit der Frage nach dem Autor der Loreleyhymne "Ich weiß nicht was soll es bedeuten. Daß ich so traurig bin.." mit ihr ins Gespräch. So kurz vor der Loreley wollten wir diese Frage klären. Die Dame kramte in ihren Buchbeständen und konnte einiges über Heinrich Heine, dem Autor der Hymne, zusammentragen. Mitgenommen haben wir zum Abendessen und -spaziergang das Buch "Mit scharfer Zunge" von Heine. Ein Buch mit vielen bissigen Essays zur deutschen Lage. Sehr böse aber auch sehr erheiternd. Das richtige Werk als Kontrapunkte zur Deutschtümmelei an der Loreley.

Bemerkenswert an der Pension war die Hausfront zur Altstadt. Diese war mit einer nachträglich aufgesetzten Fachwerkfront versehen und in den weißen Fächern sind einige Lebensweisheiten des Weinbauern verewigt.

Neben einigen Lehrsätzen zu Wein und Weib war auch folgender Eintrag zu lesen:

"Wein Du einen Feind hast, dann wünsche Ihm einen großen Weinberg"

Ich denke er ist kennzeichnend für die harten Lebenbedingungen unten denen die Weinbauern, selbst die letzten hundert Jahre noch, die steilen Schieferhänge bearbeitet haben. Diese ist auch der Grund dafür, dass heute ein Großteil der Weinhänge verlassen und überwuchert sind. Bewirtschaftet werden nur noch die Weinhänge, die aufgrund Ihrer weniger steilen Lage mit Maschinen zu bearbeiten sind.

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