Sonntag, 27. Juli 2008
Route 19: Lorch nach Rüdesheim
Teilnehmer: Norbert, Ute
Strecke: Lorch - Assmannshausen - Rüdesheim (Rheinsteig)
Länge: 19,9 km
Höhenmeter: 795 m
Karte: Rheinsteig, 1:50000, Landesamt für Vermessung und Geoinformation Rheinland-Pfalz
Rückreise: mit dem Zug von Rüdesheim nach Kestert. Von dort mit dem PKW nach Hause
Zu dieser Tour kann ich heute nur noch wenig sagen. Sie war, wie die letzten Touren auch, landschaftlich sehr reizvoll. Es geht fernab von Straßen und Verkehr über verschlungene Wege am Rhein vorbei. Immer wieder wunderbare Aussichten, wie hier auf den Quarzit-Steinbruch bei Burg Sooneck.
Vorbei an ausladenden Bergrücken auf denen hier im Rheingau Riesling angebaut wird. Wir befinden uns hier auf dieser Teilstrecke in Hessen.
Auffallend auch hier, dass viele, vor Jahren noch intensiv gepflegte Weinfelder, versteppen. Die körperliche Anstrengung, in unwegsamen und zerklüfteten Schieferbergen Wein anzubauen, ist zu zehrend und zu wenig ertragreich. Erhalten blieben die Weinanbauflächen, die man, aufgrund ihrer nicht zu steilen Lage, mit modernen Fahrzeugen bewirtschaften kann.
Im Kopf bleibt mir dazu noch der Spruch auf der Hauswand unseres Vermieters in St. Goarshausen. "Wenn Du einen Feind hast, dann wünsche ihm einen großen Weinberg"...
Kurz hinter Assmannshausen auf der Flucht vor dem Gewitter. Zum Glück konnten wir dieses, aus einem kleinen Bruchsteinhäuschen betrachten, welches für die Arbeiter im Weinberg gebaut wurde. Die Wolkenentwicklung war schon imposant. Besonders im Nahetal in welches wir von hier blicken konnten, hat sich ein heftiges Unwetter entwckelt. Die Auswirkungen konnte ich 2 Wochen später auf meiner Wanderung durchs Nahetal betrachten. Viele der bereits weit entwickelten Trauben waren durch den Hagelschlag aufgeplatzt.
Wie man auf dem folgenden Bild sieht öffnet sich hier, kurz vor Rüdesheim das Rheintal.
In Rüdesheim haben wir uns noch ein wenig das touristische Treiben in der Altstadt angeschaut und eine Kleinigkeit in einem Weinlokal gegessen.
Dann ging es wieder mit dem Zug nach Kestert und von dort mit dem Auto nach Hause.
Eine schöne Route, an die wir heute noch gerne zurückdenken.
Samstag, 26. Juli 2008
Route 18: Dörscheid nach Lorch
Teilnehmer: Norbert, Ute
Strecke: Dörscheid - Kaub - Lorchhausen - Lorch (Rheinsteig)
Länge: 16,4 km
Höhenmeter: 780 m
Karte: Rheinsteig, 1:50000, Landesamt für Vermessung und Geoinformation Rheinland-Pfalz
Übernachtung:
Ferienzimmer Hufer
Bleichstr. 22
Lorch
Tel.: 06726-9225
Kosten: 40€ für 2 Personen incl. Frühstück
Bewertung: **
An einem etwas diesigen Tag begannen wir nach einem umfangreichen Frühstück und einer herzlichen Verabschiedung von Familie Sieben die nächste Tagesetappe. Nach einem erneuten Abstieg in das Rheintal erreichten wir recht schnell Kaub.
Kurz vor Kaub trafen wir auf vereinzelte junge Männer in Gegenrichtung, die schon zur frühen Stunde alkoholisiert und mit Bierflasche in der Hand sich auf den Weg Richtung Loreley machten. Ohne jetzt sofort verallgemeinern zu wollen, stellte sich bei mir die Frage, warum diese oder ähnliche nationale Denkmäler oder Feierlichkeiten regelmäßig mit hohem Alkoholkonsum in Verbindung gebracht werden. Kann man dieses Erbe nur im Zustand der eingeschränkten Wahrnehmung ertragen, oder ist der Zustand der Besinnungslosigkeit fest mit der deutschnationalen Tradition verbunden. Auf der Marksburg hatten wir während einer Führung im Juni erfahren, dass die Burgbewohner etwa 3-4 Liter Wein am Tag getrunken hatten. Vielleicht doch genetisch bedingt...
Kurz hinter dem Ortseingang von Kaub kamen wir mit einigen netten Herren mittleren Alters in Kontakt, die uns so einiges über Kaub erzählen konnten. Im Anschluss an dieses nette Gespräch führte man uns durch die Stadt und zeigte uns die Besonderheiten von Kaub. In Erinnerung geblieben ist mir die Kirche in diesem Städtchen, die in der Mitte geteilt ist und über zwei Eingänge verfügt. Einen für die katholischen Gläubigen und einen für die evangelischen. Das Problem der zwei Glockentürme hat man so gelöst, dass die Glocke für die evangelischen Gläubigen im nahegelegenen Weinberg (ca. 50-100m)aufgehangen hat. Das spricht für die Kooperations- und Kompromissfreudigkeit und damit auch für die Friedfertigkeit der Kauber Bürger.
Im Anschluss an die Stadtführung wurden wir auf die Theateraufführung am gleichen Abend in Kaub aufmerksam gemacht. Die "Die Ahnfrau spukt auf Gutenfels" stand auf dem Programm... Das hatten wir uns fest vorgenommen zu besuchen. Das hieß, am gleichen Abend wieder mit dem Zug von Lorch nach Kaub und zurück.
Nach der ausführlichen privaten Führung durch Kaub, setzten wir unsere Route fort. Leider wurde die Wegführung in Kaub umgeleitet, da die Burg Gutenfels großräumig umgebaut wurde. Also schlängelten wir uns durch ein Wohnviertel, vorbei an der Aurelia Klinik für plastische Chrirugie, dessen äußere Gestaltung in puncto "Kitsch" nicht zu übertreffen ist.
Das Örtchen Kaub verlassend wanderten wir weiter an Weinbergen und durch dichte Wälder Richtung Lorch. Der anfänglich verhangene Himmel lichtete sich immer mehr, so dass es im Laufe des Tages immer heißer wurde un wir für jeden Schattenplatz dankbar waren.
Eine Kuriosität auf diesem Weg ist die Erinnerung an den Freistatt Flaschenhals. Diesen Freistaat hat es wirklich vom 10. Januar 1919 bis zum 25. Februar 1923 gegeben. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs bildeten die Alliierten zwei halbkreisförmige Landzonen mit einem Radius von 30 Kilometern. Die Amerikaner von Koblenz und die Franzosen von Mainz aus. Die Zirkelschläge endeten jeweils vor Kaub und Lorch. Das nicht beanspruchte Gebiet hatte die Form eines Flaschenhalses und war abgeschnitten vom übrigen Deutschland. Der damalige Lorcher Bürgermeister Pnischeck führte ein eigenes Freistaatgeld ein. Bei Sammlern heute eine geschätzte Rarität. Die pfiffigen Bewohner des Freistaats lebten vom Schmuggel, denn alle Straßenverbindungen waren gekappt. Der Bahnverkehr ruhte. Nur einmal dampfte ein Kohlezug in den Freistaat. Ein heimischer Lokführer hatte ihn in Rüdesheim bei den Franzosen gekapert. Deise machten später dem Freistaat ein Ende und besetzten das Gebiet.
In Lorch angekommen, waren wir sehr froh die Pension reserviert zu haben, da wir eine Reihe Wanderer trafen, die am späten Nachmittag noch hektisch versuchten eine Unterkunft zu bekommen. Die Pension selber war recht einfach, aber gepflegt.
Nachdem wir uns geduscht hatten ging es dann, wie morgens versprochen mit der Bahn zurück nach Kaub um das Open-Air-Theaterstück zu besuchen. Die Aufführung wurde mitten in der Altstadt direkt an der historischen Stadtmauer gegeben. Das Stück als solches wurde sehr leicht und lustig und mit viel Engagement der Laiendarsteller aus Kaub aufgeführt. Spannend wurde es als in der Mitte der Aufführung ein heftiger Platzregen einsetzte.
Zurück nach Lorch wurden wir dann von einem "Weinjunker" mitgenommen. Einem Bund der ansässigen Weinbauern, mit dem Zweck, deren Interessen in der Region zu vertreten.
Freitag, 25. Juli 2008
Route 17: Von St. Goarshausen nach Dörscheid
Teilnehmer: Norbert, Ute
Strecke: St. Goarshausen - Heide - Loreley - Dörscheid(Rheinsteig)
Länge: 17,9 km
Höhenmeter: 1385 m
Karte: Rheinsteig, 1:50000, Landesamt für Vermessung und Geoinformation Rheinland-Pfalz
Übernachtung:
Pension Sieben
Rheinstr. 5
56348 Dörscheid
Tel.: 06774-1706
Kosten: 48€ für 2 Personen incl. Frühstück
Bewertung: ****
Nach der ersten Übernachtung auf unserer Tour hatten wir beim Frühstück, mit Blick auf den Rhein, eine nette Unterhaltung mit einer Familie aus Norwegen. Schon seltsam, dass solch kultur-historische Plätze in Deutschland wie die Loreley eine größere Anziehungskraft auf Besucher aus dem sonstigen Europa haben, als auf die deutsche Bevölkerung. Ich denke, dass es eine Marketing-Aufgabe des Landes Rheinland-Pfalz sein könnte, dem mit einem attraktiven Konzept entgegen zu steuern.
Ute benötigt nach dem Frühstück noch ein wenig Zeit für sich, so dass ich die Altstadt von St. Goarshausen mir noch ein wenig anschauen konnte. Beim Begutachten diverser Hausfassaden fiel mir eine hebräische Inschrift auf. Beim Befragen der netten Buchhändlerin traf ich dann gleich auf den vorbeifahrenden Bürgermeister, der sofort sein Auto stehen ließ und mir einiges über die Geschichte der Stadt erzählte. Die hebräische Schrifttafel konnte er leider nicht näher erklären, wusste aber, dass in den letzten Jahrhunderten Juden in St. Goarshausen gelebt hatten.
Von St. Goarshausen kraxelten wir dann am Secthaus Delicat vorbei 220m steil den Berg hinauf zum Dreiburgenblick Richtung Loreley. Von hier aus genießt man den wunderbaren Blick auf die Burgen Maus und Katz und die Burg Rheinfels auf der anderen Rheinseite bei St. Goar. An der Burg Katz vorbei geht es in den Stadtteil Heide. Hier betrachten wir an diesem schönen Julitag einen Bildhauer beim Bearbeitern seiner Skulpturen. Hier hätte Ute noch länger verweilen können.
Von Heide aus haben wir die Lorely schon fast im Blick. Im Loreleyareal starten wir mit einem Besuch im Besucherzentrum Loreley. Diese Ausstellung ist recht vielfältig und zu empfehlen. Besonders interessant fanden wir die Multimedia-Türme mit der musikalischen Hommage unterschiedlichen Komponisten an dieses geschichtsträchtige Fleckchen Erde in Deutschland.
Weiterhin sehr spannend ist dort die Dokumentation der Floßschifffahrt, die noch bis zum Anfang des 20ten Jahrhunderts ausgeführt wurde. Auf riesigen Flößen mit bis zu mehren hundert Metern Längen und bis zu 500 Mann Besatzung wurden meist drei, gelegentlich sogar fünf Lagen von Baumstämmen eingebunden. Die hierbei zu bewältigenden Schwierigkeiten begannen bei der Zusammenstellung von Holzqualitäten - das begehrte Eichenholz allein war nicht schwimmfähig und musste mit Tannenholz gemischt werden! - und endeten mit dem Problem der Steuerung, wozu eine Besatzung von rund 500 Mann erforderlich war. Selbst aus heutiger Sicht erscheint die technische Durchführung mit vergleichsweise bescheidenen Hilfsmitteln kaum vorstellbar. Getrieben wurde dieses Gewerbe durch den wirtschaftlichen Aufschwung der Niederlande am Ende des 17. Jahrhunderts, der seinen Ausdruck in enormem Holzbedarf fand. Bodenfundamente, Deichbauten, Mühlen- und Schiffsbau waren die wichtigsten Bereiche, deren Bedarf durch die nähergelegenen Holzmärkte bald nicht mehr gedeckt werden konnte.
Vom Besucherzentrum marschierten wir dann nach das kurze Stück Richtung Loreley und fanden zu meinem Erschrecken folgende Mahntafeln:
und fünf Meter darunter die folgende:
Diese Mahntafeln fand ich dermaßen unpassend, dass ich an diverse politische Verantwortliche, unter anderem dem Landrat dieser Region, folgenden Brief verfasst habe:
Sehr geehrte Damen und Herren,Sehr erfreulich fand ich im Nachhinein, dass mir alle Verantwortlichen geantwortet haben. Mit den Erklärungen war ich allerdings nicht umfassend zufrieden. Der Tenor war folgender:
ich bin letzte Woche von Kestert nach Rüdesheim auf dem Rheinsteig gewandert und habe mich an der Loreley über zwei sehr grenzwertige Mahntafeln geärgert. Diese sind direkt an der Loreley unterhalb der Aussichtsplattform angebracht. Alle Besucher die vom Loreley Besucherzentrum zur Aussichtplattform gehen, kommen direkt an diesen vorbei.
Auf der ersten Tafel, dessen Foto ich der Mail beigefügt habe, ist folgende Eintrag zu lesen. "Unseren Opfern zum Gedenken 1914/18 1933/45". Diese Tafel ist soweit OK, fraglich bleibt aber, warum an einem zentralen Platz des "Weltkulturerbes" Oberes Mittelrheintal nicht auch der Menschen anderer Länder gedacht wird, die Opfer des Nazi-Terrorregimes gewesen sind.
Dramatischer ist aber die Tafel 5 Meter unterhalb der obigen. Auch hier das Foto anbei. Auf dieser ist folgendes zu lesen: "Wanderer entweihe nicht diese heilige Stätte. Deutsche Helden zu ehren haben wir sie erwählt". Diese in Stein gehauene Tafel bezieht sich direkt auf die obige Tafel und beantwortet damit die Frage, welche Helden wohl gemeint sind.
Ich halte das für unerträglich.
Welches Bild sollen 60 Jahre nach der Terrorherrschaft des Naziregimes die Besucher aus Israel, den Niederlanden, England, Russland etc. an der Loreley von Deutschland erhalten?
Mit welcher Berechtigung werden hier die Akteure der Nazi-Schreckensherrschaft als "Helden" bezeichnet?
Ich möchte Sie dringend bitten diese Tafel zu überprüfen. Die Loreley als zentraler Bestandteil des "Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal" sollte für Völkerverständigung stehen und nicht als Wallfahrtsstätte für Ewiggestrige dienen.
- Mit den "Helden" wären die deutschen Wiederstandskämpfer gegen die Nazi-Diktatur gemeint.
- Es handelt sich um eine historische Mahntafel, die man heute sicherlich anders formulieren würde
Der Ärger über unpassenden Mahntafeln war dank der beeindruckenden Natur schnell wieder vergessen. Trotzdem blieb mein Vorsatz den oben genannten Brief an die Verantwortlichen zu senden.
Kurz hinter der Loreley haben wir auf der Spitznack folgendes Photo aufgenommen. Wie auf dem Photo zu sehen ist, eine wirklich bizarre Felsenwelt. Von diesem Aussichtspunkt hatte ich einen guten Blick auf das tief eingeschnittene , stark gewundene und enge Rheintal unterhalb der Loreley. In diesem ragen zusätzlich nach Felsen aus dem Wasser. Dies macht die Rheinschifffahrt zu einem Abenteuer. Es ist geradezu unglaublich, wie es die Kapitäne der großen Frachschiffe schaffen sauber durch diese Stelle zu navigieren. Ich denke, dass bei nicht wenigen Steuerleuten an dieser Stelle der Blutdruck erheblich steigen wird. Ein weiteres Problem ist, dass weder eine ausreichende Sicht noch eine direkte UKW-Sprechfunkverbindung von Schiff zu Schiff möglich ist. Aus diesen Grunde wurden zur Regelung des Schiffsverkehrs an diesen Engstellen eine Wahrschau (aus dem niederländischen waarschouwen = warnen) eingerichtet. Je nach Art der beteiligten Fahrzeuge muss eine Begegnung in den Kurven vermieden werden. Dabei hat wegen der Strömung nur die Bergfahrt die Möglichkeit zu warten. Dazu muss sie aber wissen, ob und welche Schiffe ihr zu Tal entgegenkommen.
Weiterer sehenswerter Blick auf Spitznack.
Die Hitze an diesem Tag war nicht zu unterschätzen. Der Felsenweg hinter Rossstein gehörts zu den anstrengensten Aufstiegen auf dem Rheinsteig. Nachdem wir das oberste Felsenplateau erklettert hatten und dort in der flimmernden Sommerhitz in einer Hütte Schatten fanden, konnten wir das phantastische Panorama genießen. Direkt vor uns Oberwesel mit der majestätischen Schönburg. Wir befanden uns auf der Kante, also auf der Ebene oberhalb des Rheintals und es war nicht mehr weit nach Dörscheid. Wir hatten die Schwüle des Tals hinter uns gelassen und nun blies uns ein heißer trockener Wind entgegen. Der Name Dörscheid ist übrigens sehr sprechend. Die Felder von der Rheinkante bis nach Dörscheid waren goldgelb vertrocknet. Es hatte an diesem frühen Abend im Juli was von Südeuropa, flimmernde Hitze auf verdörrten Feldern.
In Dörscheid selber hatten wir recht schnell unsere Pension gefunden. Die Vermieterin betrachtete uns ein wenig mitfühlend bezüglich unseres überhitzten Zustands. Nachdem wir uns in dieser sehr netten Pension geduscht hatten, erholten wir uns ein wenig im Schatten des Vorgartens und lernten relativ schnell Jasmin, das (Fast-)Enkelkind der Vermieterin, kennen. Die süße Kleine war so nett und offen, dass wir sie zum Essen ins Restaurant mitgenommen haben und viel Spaß mit ihr hatten. Das folgende Photo, von der Terrasse des Restaurants beim Abendessen photographiert, gibt die wunderbare Stimmung an diesem Abend leider nicht optimal wieder. Die durch die Abendsonne weich gezeichnete Landschaft vor uns, die das Rheintal (kurz hinter den Feldern) nur vermuten lässt und die fröhliche Stimmung der Gäste und des Personals sind mir heute noch in Erinnerung und verbinden diesen Abend mit meiner Vorstellung von einem perfekten Sommertag.
Auf dem Nachhauseweg brachten wir Jasmin zu ihren Eltern und konnten einer Einladung dieser nicht widersprechen. Jasmins Eltern kommen aus Indien und Jasmins Vater ist der Bruder des Stiefsohns unserer Vermieter. Der Stiefsohn hat in der Schreinerwerkstatt des Vermieters gearbeitet und sich in dieser Zeit in die Tochter des Vermieters verliebt. Der Vermieter selber kommt, soweit ich mich erinnern kann ursprünglich aus dem Berliner Region, hat aber zum Ende des 2. Weltkriegs in der Gegend eine alte Mühle restauriert und sich in die Vermieterin verliebt. Schöne Beispiele, wie Kriege, Not aber auch Liebe und Sehsucht die Menschen durch die Welt reisen und sich an neuen Plätzen niederlassen lässt. Das ist gut so und dieser Vielfalt ist bereichernd.
Jasmin und Dunja
Beim fröhlichen Zusammensein mit Jasmins Eltern erfuhren wir dann auch von dem dunklen Schatten der auf der Familie Sieben lastet. Die Familie unserer Vermieter verlor vor ca. 2 Jahren ihr ältestes Enkelkind bei einem tragischen Verkehrsunfall. Eine junge Frau, die gerade ihr Abitur absolviert hatte und in der Blüte ihres Lebens stand, wollte nur kurz ihren Freund nach Hause fahren und gleich wieder zurückkommen. Eine halbe Stunde später, erreichte die Familie ein Besuch der Polizei. Vollkommen unverschuldet ist ein entgegenkommendes Auto auf die Gegenspur geraten und mit dem Wagen der Tochter frontal kollidiert.
Die Trauer und Hilflosigkeit der Familie auch noch 2 Jahr nach der Tragödie hat uns stark berührt. Jeder der selber Kinder hat, kann vielleicht auch nur erahnen, dass solch eine Erfahrung nur sehr, sehr schwer zu verarbeiten ist. Ich denke noch oft an die Familie Sieben und mein Mitgefühl ist mit ihnen.
Donnerstag, 24. Juli 2008
Route 16: Von Kestert nach St. Goarshausen
Teilnehmer: Norbert, Ute
Strecke: Kestert - St. Goarshausen (Rheinsteig)
Länge: 12,4 km
Höhenmeter: 780 m
Karte: Rheinsteig, 1:50000, Landesamt für Vermessung und Geoinformation Rheinland-Pfalz
Anreise: Mit dem PKW nach Kestert
Übernachtung:
Pension Lauer
Rheinstr. 19
St. Goarshausen
Tel.: 06771-1526
Kosten: 45€ für 2 Personen incl. Frühstück
Bewertung: ***
Mit der ersten mehrtägigen Wanderung die wir heute beginnen sollten, haben wir ein neue Phase unserer Wandertour eingeleitet. Die mittlerweile doch sehr aufwendigen Hin- und Rückfahrten für unsere eintägigen Wanderungen standen nicht mehr so recht in Relation zu der Zeit, die wir fürs Wandern nutzen konnten.
Heute also der erste Tag mit Übernachtung!
Von Kestert aus wanderten wir recht stramm den Berg hinauf um dann weiter über enge felsige Wege das tolle Farbspektrum aus blauen Himmel, weißen Schäfchenwolken und dem saftigen Grün der Krüppeleichen, die sich an den felsigen Boden angepasst haben, zu genießen.
Jetzt im Februar 2009, da ich den Blog ein wenig um Text ergänze und mir die Bilder noch mal anschaue, erscheint es mir sehr wunderlich, dass die Natur im Frühjahr und Sommer solch eine Farbintensität haben kann.
Ute gelang folgendes Bild von mir, das sie viel Nerven gekostet hat, da sie befürchtete, ich könnte einen weiteren Schritt nach hinten wagen. Auch die Erklärung, dass Menschen meines Geschlechts, die Herausforderung suchen und benötigen, schien sie nicht ernsthaft zu überzeugen.
;-)))
Mir jedenfalls gefällt das Photo...
An diesem Teilstück des Rheinsteigs laufen wir ein Stück die Pulsbachklamm entlang, die aber zumindest im oberen Teil, den wir begehen, nicht so spektakulär ist. Weiter dann über ein Teilstück an dem auf Schautafeln gezeigt wird, wie mühsam die Menschen in den letzten Jahrhunderten hier in dieser Region Bergbau betrieben haben. Abenteuerliche Pfade, tolle Aussichten auch in der nächsten Etappe über den Wellmicher Weinbergen.
An diesem heißen Sommertag drückte sich das doch sehr schwüle Klima im mittleren Oberrheintal bei uns durch erhöhte Schweißproduktion aus. Dieser geografisch kleine Teilbereich in Deutschland besitzt nachgewiesermaßen ein, für Deutschland untypisch, subtropisches Klima. Hier sollen Orchideen uns sonstige mediterrane Pflanzen wachsen, die ich allerdings so nicht erkennen konnte. Sogar Smaragdeidechsen sollen hier, laut Reiseführer, über die warmen Steine huschen. Der ehemalige Winzer Hr. Lauer, bei dem wir in seiner Pension in Goarshausen übernachtet haben und der sein Leben lang in der Weinbergen gearbeitet hat, erzählte uns, dass er diese farblich brillianten Tiere in seiner 40-jährigen Laufbahn zwei mal gesehen hat...
Oben in den Wäldern und Weinbergen ist es klasse. Unten in den Dörfer direkt am Rhein ist die drückende Schwüle Luft schon sehr gewöhnungsbedürftig. Mein Einruck ist, dass es vielen dieser Dörfern auch nicht gut geht. Man sieht viele verfallene oder wenig gepflegte Häuser. Die Bewohner, die es sich leisten können, ziehen nach oben auf die Anhöhe zum oberen Mittelrheintal.
Ein weiteres Problem für die Menschen unten in den Dörfern direkt am Rhein ist der Bahnverkehr. Der verläuft auf beiden Seiten des Rheins und das mit hoher Frequenz. Es ist eine der Hauptrouten der Deutschen Bahn auf der Nord-Süd-Achse. Da aber das Tal teilweise sehr eng ist und oft nur für 2-3 Häuserreihen platz bietet verlaufen die Bahngleise oft direkt durchs Zentrum der alten Weindörfer. In den letzten Jahren wurde dieses Infrastrukturproblem durch die Privatisierung der Bahn und der Zulassung von weiteren Privatanbietern, die sich mit schweren Dieselloks auf dem Netz der Deutschen Bahn durchs Rheintal bewegen.
Im Anschluss an das Wellmicher Tal treffen wir auf die Burg Maus. Dieser Burg ist eine Falknerei angeschlossen. In einer Kurve des Rheinsteigs konnten wir an diesem schönen Tag aus ca. 30m Entfernung diese Führung beobachten. Ein ehemaliger Bundeswehroffizier, nun in Rente, führt diese Greifvogelschau vor und zwar in dem Kasernenhofton, den er in seiner aktiven Berufslaufbahn gelernt hat.
Kinder, die nicht 100% konzentriert sind werden angeraunzt, auf die Vögel eingeschrieen damit diese die von ihm gewünschte steile Einflugschneise, kurz über den Köpfen der Teilnehmer, nutzen. Ein Selbstdarstellung per exellence, die mit Vogelkunde und Naturbelassenheit wenig zu tun hat.
Mein Empfehlung: Sparen Sie sich den Eintritt!
In St. Goarshausen hatten wir bereits im Vorfeld ein Zimmer in der Pension Lauer reservieren lassen. Eine nette kleine Pension in der Altstadt von St. Goarshausen. Geführt wird diese, wie schon oben erwähnt, von einem Weinbauer im Ruhestand. In dieser Pension wohnt auch eine sehr nette Mieterin, die nach dem Tod ihres Mannes von Wuppertal nach St. Goarshausen gezogen ist. Im Flur vor Ihrer Wohnung stellt sie eine Reihe von Büchern aus, die sich die Gäste der Pension von ihr leihen können. Eine sehr nette Anregung, sich im Kurzurlaub hier auch mit Kultur auseinanderzusetzten. Die Frage nach ihrem ehemaligen Beruf wurde erwartungsgemäß beantwortet: Buchhändlerin
Wir kamen mit der Frage nach dem Autor der Loreleyhymne "Ich weiß nicht was soll es bedeuten. Daß ich so traurig bin.." mit ihr ins Gespräch. So kurz vor der Loreley wollten wir diese Frage klären. Die Dame kramte in ihren Buchbeständen und konnte einiges über Heinrich Heine, dem Autor der Hymne, zusammentragen. Mitgenommen haben wir zum Abendessen und -spaziergang das Buch "Mit scharfer Zunge" von Heine. Ein Buch mit vielen bissigen Essays zur deutschen Lage. Sehr böse aber auch sehr erheiternd. Das richtige Werk als Kontrapunkte zur Deutschtümmelei an der Loreley.
Bemerkenswert an der Pension war die Hausfront zur Altstadt. Diese war mit einer nachträglich aufgesetzten Fachwerkfront versehen und in den weißen Fächern sind einige Lebensweisheiten des Weinbauern verewigt.
Neben einigen Lehrsätzen zu Wein und Weib war auch folgender Eintrag zu lesen:
"Wein Du einen Feind hast, dann wünsche Ihm einen großen Weinberg"
Ich denke er ist kennzeichnend für die harten Lebenbedingungen unten denen die Weinbauern, selbst die letzten hundert Jahre noch, die steilen Schieferhänge bearbeitet haben. Diese ist auch der Grund dafür, dass heute ein Großteil der Weinhänge verlassen und überwuchert sind. Bewirtschaftet werden nur noch die Weinhänge, die aufgrund Ihrer weniger steilen Lage mit Maschinen zu bearbeiten sind.